Montag, 25. Juni 2012

Schweigen für Michelle Kiesewetter


Eben noch, da lachten wir,
über unsre Fehler.
Ich erheb’ die Stimme dir,
bremse die Pennäler.

Wir vergessen deiner nicht,
wollen dir gedenken.
Längst erlosch dein Lebenslicht,
kannst uns nichts mehr schenken.

Grausamkeit bracht’ deinen Tod,
blinder Hass und Wahnsinn.
Mordlust ohne Sinn und Not
raffte dich so jung hin.

Jetzt steh’n wir und schweigen still,
senken unsre Häupter.
Stille formt ein Wir-Gefühl,
reinigt uns und läutert.

Jeder, der so schweigend steht,
spürt die Kraft der Stille.
Weil uns oft das Schweigen fehlt,
tobt der böse Wille.

Dumme Menschen reden viel,
das treibt sie zum Handeln.
Ist noch Eitelkeit im Spiel,
wird sie uns verwandeln.

So gedeihen Hass und Mord
meistens aus der Ohnmacht.
Dies Gefühl riss manchen fort,
schon in der Kristallnacht.

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